Buch des Monats: Monster zähmen

Medizinstudenten werden Arzt, Jurastudenten werden Anwalt oder Richter, Nachwuchs-BWLer gehen ins Management – und Geisteswissenschaftler? Die machen irgendwie was mit Sprache oder werden gleich Taxifahrer. Alles Quatsch, stellt der Karriereratgeber „Monster zähmen“ fest und zeigt, dass ein Geiwi-Studium tatsächlich das Tor zu einer großen und bunten Jobwelt öffnen kann. 

Substanz

„Ein Übungs- und Unterhaltungsbuch für Geisteswissenschaftler*innen auf Jobsuche“ – So lautet der Untertitel von Ulrike Schneebergs Buch und fasst ziemlich genau zusammen, was auf den nachfolgenden 286 Seiten folgt. Wenn auch etwas unkonventionell. Ulrike Schneeberger nimmt alle, die Geisteswissenschaften studieren, an die Hand und stellt sich mit ihnen gemeinsam allen Monstern – daher der Titel –, die ein Mensch mit solch undefinierbarem Qualifikationsprofil in sich trägt.

Da wären zum Beispiel das Monster Orientierungslosigkeit („Was mache ich nun mit meinem Abschluss?“) oder das Monster Zielstrebigkeit („Warum habe ich das doch gleich nochmal studiert?“). An anderer Stelle geht es zum Beispiel darum, wie Geisteswissenschaftler ihren Unternehmergeist finden – und wozu. Oder wie man seinen persönlichen Frieden mit dem lieben Geld schließt, das bei Geisteswissenschaftlern meist weniger üppig fließt als beispielsweise bei Wirtschaftswissenschaftlern oder Ingenieuren.

Jedes Thema wird mit unterhaltsamen und praxisnahen Episoden aus dem wahren (Geisteswissenschaftler-)Leben eingeführt und von kleinen Übungsaufgaben begleitet. Dazu gibt es immer mal wieder kurze Interviews, die Ulrike Schneeberger mit insgesamt 25 berufserfahrenen Geisteswissenschaftlern geführt hat und die passend zum jeweiligen Thema aus ihrem Nähkästchen plaudern. Da gibt es beispielsweise eine freiberufliche Journalistin, einen Literaturagenten, eine Projektmanagerin bei Philips, einen Kultur-Semiotiker für Marken, verschiedene Gründerinnen, Berater und einen Quereinsteiger-Lehrer. Von all diesen Lebensläufen können sich Berufsstarter und Jobsucher ein bisschen was abgucken.

Fazit: „Monster zähmen“ glänzt durch seine große Bandbreite an Praxisbeispielen und Vorbildern. Ein Manko ist die etwas wirre und sprunghafte Erzählweise: Hier ein kurzes Beispiel, dort schnell ein Protagonist, gefolgt von drei Übungen und nach dem Kurzinterview gleich wieder ein anderer Protagonist. Zumindest sehr strukturiert denkende Menschen wird das etwas überfordern.

Größter Kritikpunkt: Das konsequente Gendern mit Sternchen à la „Geisteswissenschaftler*innen“ oder „Kooperationspartner*innen“ geht einem schon nach kurzer Zeit schwerst auf den Nerv, weil es permanent den Lesefluss stört. Gleichberechtigung braucht einfach keine *. Wem es aber gelingt, darüber hinwegzulesen, wird seine Freude an der Lektüre haben.

Infos: Monster zähmen. Ulrike Schneeberg, Marta Press, Verlag Jana Reich, Hamburg, 2017, 286 Seiten, 24 Euro.