KPMG wächst schwächer als PwC und Deloitte

2016 schaffte KPMG ein Umsatzplus von 6,2 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro und blieb damit im dynamisch wachsenden Beratungsgeschäft  deutlich hinter PwC und Deloitte zurück, melden Handelsblatt, FAZ, Börsen-Zeitung und Finance Magazin.

Bildnachweis: KPMG

2016 hatte KPMG mit Negativschlagzeilen rund um das Verkaufsdebakel am Regionalflughafen Hahn und die falsche Bilanz von Bastei Lübbe zu kämpfen. Was die geschäftliche Entwicklung des Prüfungs- und Beratungshauses angeht, zog KPMG-Chef Klaus Becker zum Jahresende 2016 trotzdem eine insgesamt  positive Bilanz.

Insgesamt konnte KPMG 2016 seinen Umsatz um 90 Millionen Euro (plus 6,2 Prozent)  auf 1,6 Milliarden steigern. Das Haus spendierte allen Mitarbeitern unterhalb der Managementebene zusätzlich zu ihrem Dezembergehalt jeweils einen Sonderbonus von 1.000 Euro. Grundlage für diese Sonderzahlung waren zweistellige Zuwachsraten bei der Profitabilität im Turnus 2015/16.

Vorstandssprecher Klaus Becker ordnete die Zahlen als Ergebnis der vor drei Jahren implementierten Strategie „One KPMG“ ein. KPMG hat sich wie ein Industrieunternehmen aufgestellt und ist heute entlang der Wertschöpfungskette seiner Klienten organisiert. Statt aufgesplittet in fachorientierten Silos arbeiten die Teams nach einer Umstrukturierung interdisziplinär zusammen. Die Folge: KPMG kann  heute größere Projekte bei gleichzeitig gesunkenen Vertriebskosten akquirieren.

Wichtige Beratungsprojekte von KMPG waren zuletzt etwa die Kapitalerhöhungen im Zuge von Zukäufen bei Kion und ProSiebenSat.1, das Joint Venture von Nestlé und der britischen R&R Ice Cream sowie die Abspaltung des Lampengeschäfts von Osram, schreibt das Finance Magazin. „Unsere Beratungsexpertise ist besonders da gefragt, wo große Transaktionen, Joint Ventures, Carve-outs oder strategische Neuausrichtungen stattfinden“, zitiert das Blatt KMPG-Chef Klaus Becker. KPMG macht laut Finance Magazin in diesem Feld Strategieberatern wie McKinsey, BCG und Bain Konkurrenz, aber auch Corporate Finance-Beratern und Investmentbanken.

Mit einem Plus von zwölf Prozent auf 568 Millionen Euro legte vor allem das Beratungssegment von KPMG zu und befindet sich damit mit dem Prüfungssegment fast schon auf Augenhöhe. In der Wirtschaftsprüfung wuchs KPMG gerade einmal zwei Prozent auf 609 Millionen Euro. Im Geschäftsbereich Tax steigerte das Haus seinen Umsatz um sechs Prozent auf 422 Millionen Euro.

Was die Zahl der Mitarbeiter angeht, legte die KPMG-Belegschaft 2016 netto um rund 300 auf knapp 10.500 Beschäftigte zu. Gefragt sind vor allem MINT-Fachkräfte, mit denen das Haus seine Beratungsleistungen rund um das Thema Digitalisierung, also zum Beispiel Datenanalyse und Datensicherheit, erweitern möchte. Zusätzliches Wachstum erhofft sich KPMG-Chef Klaus Becker ähnlich wie seine Konkurrenten bei PwC, EY und Deloitte vor allem im Beratungsgeschäft, zumal sein Haus wegen der verpflichtenden Abschlussprüferrotation, bei der die Großunternehmen ihren Prüfer wechseln müssen, seine derzeit 16 Prüfmandate im Dax früher oder später wird abgeben müsssen.

Im Vergleich zur Konkurrenz wirkt die Geschäftsentwicklung von KPMG allerdings eher bescheiden. Die wesentlich kleinere Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte konnte im Geschäftsjahr 2015/2016 prozentual (22 Prozent) aber auch in absoluten Zahlen (173 Millionen Euro) stärker zulegen als KPMG und kratzt mittlerweile schon an der Schwelle von einer Milliarde Umsatz. Auch PwC schnitt zuletzt mit einem Umsatzplus von 175 Millionen Euro (16 Prozent) erheblich glanzvoller ab und kratzt – was den Umsatz angeht – mittlerweile an der 2-Milliarden-Euro-Marke.

Quellen:
financemagazin.de, 20. Dezember 2016;
Handelsblatt, 20. Dezember 2016