Home-Office nimmt zu, nicht ab

IBM und Yahoo machen Front gegen das Home-Office und beordern Mitarbeiter zurück in die Bürozentralen. Zwei spektakuläre Rückzüge sind jedoch noch kein Trend: Der Abschied der beiden ehemaligen Home-Office-Vorreiter hat interne Gründe, generell wird das Arbeiten zu Hause weiter zunehmen, melden Welt/N24, heise.de, FAZ und Spiegel.

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Ausgerechnet der einstige Home-Office-Pionier IBM rudert beim Arbeiten von zu Hause  zurück: Schon 1980 etablierte IBM Terminals in den Häusern der Angestellten, 2009 arbeiteten 40 Prozent der insgesamt 386.000 Mitarbeiter von IBM daheim. Erst Yahoo, dann  IBM – das Ende des Home-Office beginnt, echote es in den sozialen Medien. Doch dahinter stecken hausgemachte Gründe: Beide Konzerne sind stark angeschlagen. Denn die Alternative für die Mitarbeiter lautet: Umziehen in die Zentralen – oder kündigen. Und genau das wollen die schwächelnden Unternehmen für sich nutzen. Trotz der spektakulären Meldung, dass Home-Office erlebe einen Rückwärtstrend, gehen Experten davon aus, dass der Trend zur Heimarbeiten unterm Strich sogar weiter zunehmen wird, weil es immer weniger einfache, ortsgebundene Tätigkeiten gibt.

40 Prozent der Beschäftigten, sagt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), könnten zumindest teilweise von daheim arbeiten. „Wir werden künftig auch in Deutschland deutlich mehr Heimarbeit sehen als bisher“, prognostiziert daher DIW-Forscher Karl Brenke. Was nicht zuletzt auch an den Beschäftigten selbst liegt. Neben dem Rückgang einfacher, ortsgebundener Tätigkeiten zugunsten qualitativ hochwertiger Arbeiten, die sich flexibel erledigen lassen, entspricht Heimarbeit dem Wunsch der Beschäftigten nach mehr Work-Life-Balance. Zwar arbeiten Menschen zuhause oft freiwillig länger, haben aber dennoch das Gefühl einer günstigeren Work-Life-Balance als ihre Kollegen im Büro.

Außerdem sind sie effizienter: Eine Stanford-Studie etwa wies nach, dass die Effizienz von telefonischer Kundenbetreuung zuhause um 13 Prozent steigt. Das Argument der IBM- und Yahoo-Manager, dass das Zusammenkommen von Menschen am Arbeitsplatz, in der Küche oder der Kantine die Kreativität steigen lässt, ist zwar korrekt, blendet aber die Tatsache aus, dass Büros unglaublich viel Ablenkungspotenzial bieten. Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass allein IBM dank Heimarbeit seine Büroflächen um 7,25 Millionen Quadratmeter verkleinern konnte und jährlich damit rund 100 Millionen US-Dollar einspart.

Der Homeoffice-Trend hängt aber auch von den Branchen und den Firmen selbst ab. Zwar sind gerade im Finanzsektor, im Versicherungsbereich und im Öffentlichen Dienst immer noch viele „personalpolitische Dinosaurier“, wie DIW-Forscher Brenke sie nennt, zu finden. Aber die Möglichkeiten von Heimarbeit wird auch in traditionellen Industrieunternehmen zunehmen. Für den Arbeitsmarktforscher Brenke sind IBM und Yahoo lediglich „Ausreißer“.

Quelle:Welt/n24, 24. März 2017;
heise.de
, 24. März 2017;
FAZ
, 23. März 2017;
Spiegel
, 22. März 2017