A.T. Kearney will aufrüsten

Unter den weltweit führenden Strategieberatungshäusern gilt A.T. Kearney traditionell als erste Adresse für Operations-Beratung. Doch jetzt bläst die Konkurrenz zum Angriff auf das Kerngeschäft und A.T. Kearney muss gegenhalten. 

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Die amerikanische Strategieberatung A.T. Kearney will weltweit bis 2020 den Umsatz von 1,2 auf 2,0 Milliarden US-Dollar steigern. Einer der Wachstumstreiber soll der deutsche Markt sein, meldet das Handelsblatt. Und tatsächlich: Wie seine Wettbewerber profitiert auch A.T. Kearney derzeit vom rasant wachsenden Markt für Unternehmensberatung. Treiber ist die Digitalisierung, die auch die Arbeit der Berater selbst verändert sich. Für Martin Sonnenschein, der seinen Chefposten bei A.T. Kearney zum Jahreswechsel rotationsbedingt nach sechs Jahren an Martin Eisenhut weitergibt, müssen Beratungen in die Erfassung und Analyse von Daten investieren. Nur so bekommen sie den Wissensvorsprung, weil Daten der neue Schatz der Consultingbranche sind.

Hier verstärkt aufzurüsten, ist für A.T. Kearney notwendig. Unter den Top-Strategieberatern in Deutschland galt das Haus lange Zeit als die führende Adresse für „Beratung im Maschinenraum der Unternehmen“. Während McKinsey und BCG sich früher eher als Vordenker und Sparringspartner der Konzernlenker verstanden, ging es bei A.T. Kearney von jeher etwas bodenständiger zu. So hatten die „Kearneys“ nie ein Problem damit, sich in den Produktionshallen ihrer Kunden auch mal die Finger schmutzig zu machen. Im Gegenteil. Sie traten als strategisch versierte Consultants mit überzeugendem Operations-Know-how auf. Mit den pragmatisch denkenden Consultants optimierten die Firmenkunden deshalb auch gerne ihre gesamte Prozesskette – vom Einkauf über die Fertigung bis hin zum Lieferantenmanagement.

Doch das Wettbewerbsumfeld hat sich in den letzten Jahren im deutschen Beratungsmarkt massiv verändert. Neben zahlreichen Spezialisten drängen auch die großen Strategieberatungshäuser wie McKinsey und The Boston Consulting Group immer tiefer in den vielversprechenden Markt der „Operations-Beratung“ vor. Die großen Häuser verwandeln sich mehr und mehr in Fullservice-Dienstleister, die nicht nur Datenanalysen und kluge Konzepte anbieten, sondern das alles auch von A bis Z umsetzen können. Bestes Zeichen für den härter gewordenen Wettbewerb ist die Übernahme der Einkaufsberatung Inverto durch BCG.

Eisenhut ficht das nicht an: „Wir sind die Nummer eins bei Operations“, sagt er selbstbewusst dem Handelsblatt und schätzt, dass A.T. Kearney Deutschland in diesem Jahr um zehn Prozent wächst. So viel wuchs das Haus auch schon im letzten Jahr auf einen geschätzten Umsatz von 200 Millionen Euro. Doch auch Eisenhut weiß, dass sein Unternehmen expandieren muss. Als mögliche neue Felder nennt er Marketing, Vertrieb, Preismanagement.

Ab Dezember zeichnet Sven Marlinghaus für das Operations-Geschäft von A.T. Kearney verantwortlich. Der Neuzugang gilt als ausgewiesener Spezialist für die Beratung rund um Einkauf und Lieferantenmanagement und war einst Partner der Einkaufsberatung Brainnet sowie zuletzt bei KPMG, nachdem diese Brainnet übernommen hatte.

Quelle: Handelsblatt, 22. September 2016, Printausgabe Seite 23