Deloitte bläst zur Jagd auf Wirtschaftsprüfer und Berater

Die Nummer vier der großen deutschen Wirtschaftsprüfer, Deloitte, wuchs 2015 zweistellig und hat zur Aufholjagd auf PwC, KPMG und EY sowie die großen Consultinghäuser angesetzt, schreiben FAZ, Handelsblatt und Börsen-Zeitung.

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„Wir sehen uns als der stille Champion der Branche“, gab sich Martin Plendl auf der diesjährigen Pressekonferenz in Frankfurt bescheiden. Doch es war kaum zu übersehen, dass der Chef von Deutschlands viertgrößter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft stolz wie Oskar auf die Entwicklung seines Unternehmens ist. Im Geschäftsjahr 2016/2017 will Deloitte erstmals in seiner Geschichte die Umsatzschwelle von einer Milliarde Euro knacken. Damit käme die kleinste aller Big Four-Gesellschaften in Deutschland seinen Konkurrenten PwC, KPMG und EY gefährlich nah.

Im Geschäftsjahr 2015/2016 hat Deloitte mit einem Umsatz von 963 Millionen Euro an der magischen Marke zwar vorerst „nur“ gekratzt. Aber mit einem Umsatzplus von 22 Prozent war die Geschäftsentwicklung zuletzt mehr als beachtlich. Die Sparte Wirtschaftsprüfung wuchs im Umsatz um sieben Prozent auf 303 Millionen Euro. In den nächsten Jahren hofft Deloitte davon zu profitieren, dass die börsennotierten Unternehmen alle zehn Jahre das Prüfungsunternehmen wechseln müssen. Schon jetzt steht fest, dass PwC sein Prüfmandat des Life Sciences-Konzerns Bayer an Deloitte abgeben wird. Und auch der Aufsichtsrat des Touristikkonzerns TUI hat sich für einen Wechsel von PwC zu Deloitte entschieden. Jetzt steht bei beiden Unternehmen nur noch die Zustimmung der Hauptversammlung aus. Deloitte hofft darauf, dank der gesetzlich vorgegebenen Prüferrotation zukünftig 20 Prozent der Dax-Unternehmen prüfen zu können.

Um gleich 37 Prozent wuchs das Consulting-Geschäft auf 314 Millionen Euro. Hier hat sich Deloitte als Multidienstleister positioniert, der bei Managementberatungsprojekten auch noch Steuer-, Rechts- und Finanzexpertise mitbringt, schreibt das Handelsblatt. Vor allem bei der Begleitung digitaler Transformationsprozesse in Konzernen strebt Deloitte nach einem Bericht der Börsen-Zeitung die Marktführerschaft an. Strategische Partnerschaften mit Cisco, Oracle, SAP und Salesforce sollen dabei helfen. Seit kurzem kooperiert Deloitte auch mit Apple. Gemeinsam wollen die beiden Partner betriebswirtschaftliche Applikationen für das iPhone entwickeln.

Mit Steuerberatung und Rechtsberatung setzte Deloitte 189 Millionen Euro um (plus neun Prozent). Dabei hat das Beratungshaus eine digitale Plattform für alle Steuerfragen entwickelt, die auf der Grundlage der elektronischen Steuerbilanz von Unternehmen Unterstützung in allen Steuerfragen bietet. Besonders beachtlich war das Umsatzplus im Geschäftsbereich Financial Advisory: 157 Millionen Euro (plus 51 Prozent). Deloitte ist hier zurzeit vor allem gefragt, wenn Unternehmen ihre Strategie zur betrieblichen Altersvorsorge neu justieren oder Versicherungskonzerne mögliche Zukunftsszenarien im Finanzbereich wegen der niedrigen Zinsen durchgerechnet bekommen lassen wollen.

Im abgeschlossenen Geschäftsjahr wuchs die Mitarbeiterzahl um 14 Prozent auf 6.131 Mitarbeiter – das entspricht 763 neuen Arbeitsplätzen. Der Erfolg macht sich auch bei der Bewerberzahl bemerkbar. Hier gab es ein Plus von 13 Prozent auf mittlerweile 60.000 Bewerbungen pro Jahr.

Quellen: FAZ, 6. Oktober 2016, Printausgabe, Seite 22;
Handelsblatt, 6. Oktober 2016, Printausgabe Seite 19;
Börsen-Zeitung, 6. Oktober 2016, Printausgabe Seite 11;
Deloitte Pressemitteilung
, 5. Oktober 2016