Bloomberg steigt ins Beratungsgeschäft ein

Der Finanzinformationsdienstleister Bloomberg will seine Daten nutzen, um künftig auch als Berater in Sachen strategisches Marketing, Corporate Communications und Brand Consulting unterwegs sein zu können, meldet die Financial Times.

Bildnachweis: Bloomberg

Medienkonzerne stehen mit dem Rücken zur Wand: Der Printmarkt schrumpft weiter, die Erlöse in der digitalen Medienwelt werden immer geringer – und 2017 sollen 60 Prozent der Digitalwerbeeinnahmen an Google und Facebook gehen.

Das spürt auch das 1981 gegründete Informationsdienstleistungs-, Nachrichten- und Medienunternehmen Bloomberg, das neuerdings die Inhalte seines mittlerweile 88 Jahre alten Magazins Businessweek im Internet nur noch hinter einer Paywall versteckt gegen Bezahlung anbietet.

Bloomberg ist aber längst nicht nur ein bekannter Medienkonzern mit Produkten wie Bloomberg News, Bloomberg Radio, Bloomberg Television und Bloomberg.com. Das Unternehmen mit Hauptsitz in New York hat sich vor allem als Finanzinformationsdienstleister einen Namen gemacht. Zum Kerngeschäft gehört die Bestands- und Echtzeit-Bereitstellung von Daten aus verschiedenen Finanzbereichen. Auf diesem Gebiet erlangte Bloomberg vor allem mit seinem Datenmonitor für Investmentbanken Bekanntheit.

Heute gibt es laut Financial Times rund um den Globus verteilt insgesamt rund 324.500 Finanzinformationsterminals. Sie sollen geschätzte 80 Prozent des Bloomberg-Umsatzes von insgesamt neun Milliarden US-Dollar ausmachen.

Im August brachte Bloomberg nun eine neue Servicedienstleistung auf den Markt, mit dem die Amerikaner jetzt weltweit in Konkurrenz zu Managementberatungen und Mediaagenturen treten wollen. „Unser Tiefblick und unser Wissen rund um das Zielpublikum, das wir bedienen, also Wirtschafts- und Finanzentscheider, ist unvergleichbar“, zitiert die Financial Times, Justin Smith, Chef von Bloomberg Media.

„Die Strategie, die wir jetzt implementieren, ist der Versuch, ein neues Medienmodell aufzubauen“. Die Idee: Bloomberg will alle Daten, über die das Haus reichlich in seinen verschiedenen Servicesparten verfügt, einem hauseigenen Beratungszweig zur Verfügung stellen. Das neue Bloomberg-Beratungsgeschäft soll vom Brand Consulting, über Corporate Communications bis hin zur strategischen Markenberatung reichen. 

Das neue Media-Modell soll Bloomberg-Advisory-Kunden im Schnitt zwischen 150.000 und 200.000 US-Dollar im Monat kosten und – so hofft Bloomberg – auch die hauseigenen Werbeumsätze pushen, schließlich sei Bloomberg aufgrund seiner Datenanalysen in der Lage für seine Kunden auf all seinen verschiedenen Plattformen „maßgeschneiderte Lösungen“ zu entwickeln. Fünf Kunden will Bloomberg nach eigenen Angaben bereits dafür gewonnen haben, schreibt die Financial Times.

Damit das Ganze zum Fliegen kommt, hat Bloomberg bereits Spezialisten der Strategieberatungen McKinsey, The Boston Consulting Group und Bain abgeworben sowie Talente von Kreativagenturen. Unterm Strich soll die Bloombergberatertruppe bis Ende 2017 25 Mitarbeiter stark sein.

Mit seinem Angebot wird Bloomberg jedoch auf einen überfüllten und unübersichtlichen Markt treffen, urteilt die Financial Times kritisch. Die Big Four der Wirtschaftsprüfung – Deloitte, EY, KPMG und PwC – und viele Beratungshäuser wie Accenture oder McKinsey mischen über Firmenzukäufe in dem neuen Zielmarkt von Bloomberg kräftig mit. Accenture, PwC, IBM und Deloitte haben 2017 bereits den Sprung unter die weltweit 25 größten Agenturen für Werbung und Marketing-Services geschafft.

Quelle:Financial Times, 23. August 2017